Zwischen Brückenblues und Apassionata

Ab Sonntag in der Stiftung Overbeck: Eine Ausstellung mit Bildern und Skulpturen von Ingrid Bobra

(…) Das Bild vom Menschen ist der rote Faden, der sich durch die Kunst der Ingrid Bobra zieht. Nicht selten auch haben diese Menschen mit Musik zu tun. Mit so genannter klassischer zumeist. Hier der Kopf von Richard Strauß – als Zementguss und behandelt, dass er aussehe wie aus Bronze -, dort der Kopf von Beethoven. An der Wand dazu das Bild „Apassionata“, der zweitberühmtesten Sonate des Meisters. Über Eck dann aber auch der „Brückenblues“. (…)

Ingrid Bobra lebt in Kaiserslautern und widmet sich überwiegend der Malerei. Überwiegend. Denn sie ist zudem Musikerin durch und durch. Sie studierte Opern- und Konzertgesang, hatte Auftritte im In- und Ausland und lehrte an der Musikhochschule in Mannheim. Hat dort zusammen mit Studenten „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck eingerichtet, wie auch die „Zauberflöte“ oder eine 20er-Jahre-Revue.

Parallel zum Musikstudium begann Ingrid Bobra mit der Bildhauerei. (…)

Über ihre Bilder und Skulpturen sagt Ingrid Bobra: „Den Auftakt meiner bildhauerischen Arbeiten markierten klassisch annmutende Büsten berühmter Komponisten von Bach bis Bernstein.“ Doch schon bald tendierte sie zu abstrakten Ausdrucksformen, die sie kontinuierlich weiter entwickelte. Allerdings ohne sich ganz vom Gegenständlichen zu lösen. Sie sei vor allem dem Menschen zugewandt, schildere die unterschiedlichsten Cahraktere, wie sie ihr aus Oper und Bühne vertraut seien. Wie zum Beispiel „Othello und Desdemona“

Aber es geht noch über die Musik hinaus. Ingrid Bobras neuere Gemälde – allesamt in Mischtechnik, mal Acryl, mal Sand, mal Malwachs auf Leinwand oder Bütte – zeigen Menschen auch abseits von Konzert und Bühne. Elementar und archaisch fast. Zum Beispiel das beeindruckende „Sentibale – Vergiss mich nicht“, einer Erinnerung an Afrika nachempfunden. Einer Höhlenzeichnung nicht unähnlich. Dies allein ist einen Besuch der Ausstellung schon wert.

Albrecht-Joachim Bahr (Die Norddeutsche)